Oktober 23

Kartenlegen mit Lenormand: Klarheit in Symbolen

Warum Lenormand-Karten mehr sind als Wahrsagerei

Manchmal reicht ein kleiner Blick auf eine Karte oder ein Symbol und plötzlich weißt Du wieder, wo Dein Weg entlang führt. Kartenlegen ist keine Spielerei und keine starre Zukunftsschau. Orakelkarten sind Werkzeuge um Dich besser zu verstehen, Entscheidungen bewusster zu treffen und Muster zu erkennen, die Dir sonst verborgen bleiben.

In diesem Blogartikel erzähle ich Dir, woher die Lenormand-Karten stammen und warum Mlle Lenormand selbst ganz andere Karten legte. Du erfährst, wie das Kartenlegen mit Lenormand funktioniert und warum es so erstaunlich treffsicher ist. Neben zwei praktischen Legesystemen (für Anfänger & Fortgeschrittene), erkläre ich Dir auch die Bedeutungen aller 36 Karten und wie ich, nach 40 Jahren Kartenpraxis, Lenormand als Weg der Selbsterkenntnis und Lebensberatung nutze.

Also lehn Dich zurück, atme einmal tief durch und tauche ein in eine Welt, in der Bilder sprechen, Intuition Antworten gibt und alte Symbole zu neuen Einsichten führen.

Der Moment, in dem alles begann

Ich lege Karten, seit ich klein war. Als Mädchen saß ich am Küchentisch meiner Oma, Skatkarten zwischen den Fingern, den Duft von Sonntagskuchen in der Luft. Viele Jahre später, im Frühling 2007, sah ich in meinen Skatkarten Hinweise auf meine zweite, so ersehnte Schwangerschaft. Fünf Jahre hatten wir es vergeblich versucht. Ich konnte es kaum glauben. Erst als ich mir Lenormand-Karten besorgte und die Legung ihre Botschaft auf eine nüchterne, klare Weise bestätigte, konnte ich sie wirklich annehmen. Seitdem weiß ich: Diese Karten machen sichtbar, was ist und was möglich wird, wenn Du Dich öffnest.

Wer war Mlle Lenormand?

Lenormand bezeichnet heute ein 36-teiliges Symbol-Deck (Reiter, Klee, Schiff, ... ), das in klaren Kombinationen gelesen wird. 
Historisch interessant: Mademoiselle Lenormand nutze nicht exakt das heutige 36er-Deck. Der Mythos der Verbindung entstand später, aber ihre Person und Praxis prägten die Welt des Kartenlegens nachhaltig.

Die Anfänge

Marie-Anne Adélaide Lenormand wurde am 27. Mai 1772 in Alençon (Normandie, Frankreich) geboren. Sie war bereits im Kindesalter Waise und wurde in einem Kloster-Schulheim erzogen. Im Alter von etwa 7 Jahren sagte Marie-Anne präzise die Absetzung der Äbtissin ihres Benediktiner-Konvents voraus und nannte gleichzeitig den Namen ihrer Nachfolgerin. Als Konsequenz geriet sie in Konflikt mit der Klosterleitung, wurde teils als ungehorsam gebrandmarkt und musste sich früh mit ihrem Talent auseinandersetzen.

In Paris

1786 zog sie nach Paris. Dort erlangte sie großen Ruf als Kartenlegerin, Handleserin und Wahrsagerin. Bereits ab 1790 hatte sie in der Rue de Tournon Nr. 5 ein eigenes Wahrsagerbüro und betreute dort Klientel aus Adel, Militär und Intellektuellen. So beriet Mlle Lenormand nicht nur Joséphine de Beauharnais, sondern auch ihren Mann den Kaiser Napoleon höchstselbst. Dieser war jedoch nicht immer zufrieden mit ihren Aussagen. Angeblich wurde sie im Jahr 1809 von Napoléon Bonaparte für 12 Tage unter Arrest gestellt, weil sie die Scheidung Joséphines von ihm vorhersagte. Nicht zum ersten Mal. Schon vorher wurde sie für einige Tage verhaftet, weil sie Napoléon zwar große Macht prophezeite, aber auch, dass "sein militärisches Geschick nicht von Dauer" sein würde. Weil ihr Einfluss groß war und ihre Beratungen gefragt, blieb sie jedoch nie lange im Gefängnis.

Die Buchhändlerin

Im Jahr 1814 begann Mlle Lenormand, eigene Schriften herauszugeben, darunter Les souvenirs prophétiques d'une sibylle (592 Seiten) mit Reflexionen über ihre Verhaftung, Praxis und Biografie. Obwohl sie als "Kartenschlägerin" - die alte Bezeichnung für Kartenlegerin - galt, erschien sie in der Rue de Tournon in Paris offiziell als Buchhändlerin, weil Wahrsagerei damals nicht unproblematisch war. 

Sie selbst arbeitete übrigens überhaupt nicht mit den nach ihr benannten Karten, sondern mit Spielkarten-Systemen (Piquet) und dem Etteilla-Tarot. Das heutige "Petit Lenormand" entstand erst nach ihrem Tod und wurde auf Basis des "Spiels der Hoffnung" populär. Ihr Name wurde später aus Marketing-Gründen auf das Deck übertragen. 

Ihr Tod

Als sie am 25. Juni 1843 in Paris starb, hinterließ sie ein beträchtliches Vermögen, welches ihr Neffe erbte. Er war streng katholisch und ließ laut Überlieferung all ihre okkulten Utensilien verbrennen. Mlle Lenormand wurde auf dem Friedhof Cimetière du Père-Lachaise in Paris beigesetzt, genau gesagt in Division 3. Noch heute wird das Grab von Anhängern besucht und mit Blumen geschmückt.

Wie funktioniert das Kartenlegen mit Lenormand

Kartenlegen ist kein Ratespiel, sondern eine Sprache, die aus Symbolen, Zahlen und Intuition besteht. Jede Karte steht für ein Bild, ein Thema, eine Energie. Doch erst, wenn mehrere Karten zusammen kommen, beginnt die eigentliche Lesung. Die Karten sprechen in Kombinationen.


Beim Lenormand-System ergibt sich die Bedeutung nicht aus einzelnen Karten, sondern aus dem, was sie miteinander erzählen. Eine Karte alleine ist ein Wort. Drei Karten sind ein Satz. Neun Karten sind eine ganze Geschichte. So entstehen Zusammenhänge, Richtungen und Antworten.


Wie eine Lenormand-Legung grundsätzlich funktioniert

1. Die Frage

Am Anfang steht immer ein Anliegen. Es kann konkret sein ("Wie entwickelt sich meine berufliche Situation?") oder auch offen ("Was darf ich gerade verstehen?").

2. Das Mischen

Durch das Mischen entsteht der Moment des Zufalls oder besser gesagt: der Spiegel dessen, was im Inneren schon vorhanden ist.

3. Das Legen

Je nach Thema werden 3, 6, 9 oder alle 36 Karten ausgelegt. Jede Position hat ihre Bedeutung. 

4. Das Lesen

Karten werden in Reihen, Spalten und Diagonalen betrachtet. Dabei zählt, welche Karten nebeneinander liegen und welche Themen sich wiederholen und ergänzen. Auch die Nummerierungen auf den Karten spielen eine Rolle. Durch Rechenspiele ergibt sich hier eine ganz neue, auf den ersten Blick unsichtbare Dimension.

5. Die Deutung

Sie ist keine reine Kopfaufgabe. Die Deutung verbindet Intuition, Symbolverständnis und Erfahrung. Jede Legung ist ein Gespräch zwischen dem Fragenden, den Karten und der Leserin. 

Mein persönlicher Ansatz

Ich arbeite seit über 40 Jahren mit Karten - von Skatkarten mit meiner Oma bis hin zum Lenormand-Deck, das mich seit meiner zweiten Schwangerschaft begleitet. 

In einer Sitzung mit mir geht es nie darum, "die Zukunft vorherzusagen". Es geht darum, Klarheit zu schaffen
Was zeigt sich gerade? Wo stehst Du? Und welche Wege öffnen sich, wenn Du bereit bist, zu handeln?

Ich sehe die Karten als Instrument der Selbsterkenntnis.
Sie können zeigen, wo etwas blockiert, welche Chancen ungenutzt sind und was sich gerade im Feld bewegt. Manchmal weisen sie auf äußere Situationen hin - oft aber auf innere Themen, die gehört werden wollen.

Eine Legung bei mir ist immer eine Zusammenarbeit zwischen Dir und den Karten.
Ich lese die Symbole und deute sie, aber Du erkennst Deine Botschaft.

Das ist der Moment, in dem Kartenmagie lebendig wird. Wenn sich das, was vor Dir liegt, mit dem verbindet, was in Dir klingt.



Alle 36 Lenormand-Karten im Überblick

Bitte beachte: Ich kann hier nur ein paar wenige Stichpunkte zu jeder einzelnen Karte nennen. Die Bedeutungen sind vielfältig und variieren je nach Beratungskontext. Die Kombinationen und Positionen der einzelnen Karten verändern die Nuancen.

  1. Reiter - Nachrichten, schnelle Entwicklungen, Ankunft von Personen
  2. Klee - kleines Glück Gelegenheit, kurzfristige Chance, Leichtigkeit
  3. Schiff - Reise, Ferne, Handel, Sehnsucht, Veränderung durch Bewegung
  4. Haus - Zuhause, Familie, Stabilität, Privatbereich, Sicherheit
  5. Baum - Gesundheit, Wachstum, Verwurzelung, Lebensenergie
  6. Wolken - Unklarheit, Zweifel, Verwirrung
  7. Schlange - Umwege, Komplexität, Rivalität
  8. Sarg - Ende, Abschluss, Stillstand, Regeneration
  9. Blumenstrauß - Einladung, Geschenk, Charm, Dankbarkeit
  10. Sense - plötzlicher Schnitt, Warnung, Risiko, schnelle Entscheidung
  11. Rute - Diskussion, Streit, Kummer
  12. Vögel - Gespräche, Nervosität, Hektik, Austausch
  13. Kind - Neubeginn, Naivität, Kleinigkeit, etwas Junges / Neues
  14. Fuchs - Vorsicht, List, Cleverness
  15. Bär - Stärke Autorität, Schutz, älterer Mann
  16. Sterne - Klarheit, Vision, Inspiration, Orientierung, Magie
  17. Storch - Veränderung, Umzug, Entwicklung
  18. Hund - Treue, Freundschaft, Loyalität, hilfreiche Person
  19. Turm - Distanz, Institution, Einsamkeit, Amt
  20. Park - Öffentlichkeit, Community, Veranstaltung, Netzwerk
  21. Berg - Blockade, Hürde, Verzögerung, stabil aber langsam
  22. Wege - Entscheidung, Optionen, Abzweigung
  23. Mäuse - Verlust, Stress
  24. Herz - Liebe, Zuneigung, Leidenschaft
  25. Ring - Vertrag, Bindung, zyklischer Ablauf, Beziehung
  26. Buch - Wissen, Geheimnis, Ausbildung
  27. Brief - Nachricht, Dokument
  28. Herr - männlicher Fragesteller / männliche Hauptperson
  29. Frau - weiblicher Fragesteller / weibliche Hauptperson
  30. Lilien - Harmonie, Sexualität, Intimität, Familie
  31. Sonne - Energie, Erfolg, Vitalität, Selbstvertrauen
  32. Mond - Gefühle, Sehnsucht, Träume
  33. Schlüssel - Erfolg, Sicherheit, Lösung
  34. Fische - Finanzen, Fluss, Werte, Emotionen
  35. Anker - Arbeit, Ausdauer, Stabilität
  36. Kreuz - Prüfung, Schicksal, Belastung

Zwei kleine Legesysteme zum Ausprobieren

Für Anfängerinnen: die 3-Karten-Linie

So gehst Du vor: 

  1. Formuliere eine klare Frage. (z. B. "Was hilft mir in meiner Jobsituation in den nächsten 4 Wochen?")
  2. Mische die Karten, ziehe 3 Karten und lege sie von links nach rechts.
  3. Deutung: 
    1. Karte (Situation): Wo stehst Du jetzt
    2. Karte (Impuls): Was unterstützt Dich, worauf solltest Du achten
    3. Karte Tendenz: In welche Richtung kann es sich kurzfristig bewegen?
  4. Beispiel: Wege - Schlüssel - Sonne -> Du stehst vor einer Wahl. Triff die Entscheidung aus innerer Sicherheit. Die Tendenz ist klar positiv.
  5. Tipp: Notiere Datum, Frage und Legung. Beobachte in der nächsten Zeit die Entwicklung und schreib diese dazu. 

Du möchtest in die Tiefe gehen? Eine Einzellinie ist ein guter Start. Die wirklichen Zusammenhänge (Kombinationen, Blockaden, Timing etc.) zeige ich Dir in einer persönlichen Sitzung.

Für Fortgeschrittene: die 9er-Legung inklusive Quersummenbezug

Die 9er-Legung (auch Portrait, Box oder 3x3 genannt) ist ein kompaktes Master-Layout: neun Karten in drei Reihen. Du liest Zeilen, Spalten, Diagonalen, Zentrum und kannst mit Quersummen zusätzliche Fokus-Karten ableiten.

Legeweise Positionen 1-9

1-2-3
4-5-6
7-8-9

Grundregeln aus meiner Praxis

  • Zentrum (5): Kern der Sache
  • Kreuz (2-4-6-8): dynamische Achsen (mentaler Fokus, Praxis)
  • Ecken (1-3-7-9): Raumen und Spielraum
  • Zeilen / Spalten: Erzählen jeweils ganze Sätze.
  • Diagonalen (1-5-9 und 3-5-7): tiefe Strömungen

Quersummen-Methode

  1. Kartennummer (steht auf der Karte) notieren.
  2. Zeilen-Summe bilden und auf maximal 36 reduzieren (z. B. 20+1+22=43=4+3=7= Schlange
  3. Wiederhole das für jede Zeile, jede Spalte und die Diagonalen. So erhältst Du zusätzliche 8 Karten, die Dir die Themen hinter dem Offensichtlichen enthüllen.

Diese Quersummen-Verdichtung macht die 9er-Legung anspruchsvoll und enorm aussagekräftig. In einer Sitzung führe ich Dich durch diese Ebenen, ergänze durch Techniken wie Spiegeln und Rösseln und eröffne Dir dadurch eine klare Entscheidungslandschaft

Warum gerade Lenormand?

Es gibt viele Kartensysteme: Tarot, Kipper, Zigeunerkarten, Orakel aller Art. Doch das Lenormand ist für das klarste von allen. Es ist direkt und ungeschminkt.

Wo andere Systeme in Archetypen sprechen, redet das Lenormand in alltäglichen Bildern: ein Schlüssel, ein Baum, ein Herz, ein Brief. Symbole, die wir alle kennen und die deshalb unmittelbar in uns wirken.

Lenormand zeigt nicht die große Symbolik der Seele, sondern die feinen Bewegungen des Lebens. Es spiegelt Entscheidungen, Gedanken, Gefühle und Muster in einer Sprache, die zugleich präzise und menschlich ist. Das macht es so zugänglich und so kraftvoll.

Ich liebe diese Karten, weil sie nichts beschönigen. Sie zeigen Dir, wo Du Dir selbst im Weg stehst, wo Türen längst offen sind und welche Energien gerade wirken.

Manchmal sind sie sanft, manchmal unerbittlich aber immer wahrhaftig.

Wenn man lernt, ihnen zuzuhören, erkennt man, dass sie selbst keine äußere Macht sind, sondern ein Werkzeug der Selbsterkenntnis.

Lenormand öffnet Räume, in denen Du Fragen stellen darfst, ohne bewertet zu werden. Es hilft, Klarheit zu finden, wenn das Leben laut ist und Ruhe, wenn alles zu viel wird. 

Gerade deshalb nutze ich dieses System in meiner Lebensberatung. Denn was hilft eine Zukunftsvorhersage, wenn Du nicht verstehst, wie Du sie beeinflussen kannst?

Lenormand gibt Dir keine endgültige Antwort, sondern zeigt Dir, wo Du ansetzen kannst, um Deine Zukunft aktiv zu gestalten. 

Und genau das ist für mich Magie: die Fähigkeit, das Unsichtbare zu verstehen und daraus bewusst das Sichtbare zu formen.

Steffi ADMIN

Über die Autorin

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