„Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ heißt es in einem alten Schlager. Und manchmal glaube ich, dass unsere Kinder das auch so sehen. Vielleicht finden sie aber einfach alles, was Erwachsene tun irgendwie seltsam. Oft fehlt uns die Leichtigkeit, die wir als Kinder noch hatten. Auch in emotionalen Belangen. Für Kinder ist es ein leichtes, innerhalb von Sekunden zwischen einem „Ich hab Dich lieb.“ zu einem „Ich hab Dich gar nicht mehr lieb.“ zu wechseln. Manchmal liegt dazwischen nur ein „Nein!“ der eigenen Mama. Kinder lassen sich auf die Emotion des Augenblickes ein. Ich glaube zwar nicht, dass es unser Leben leichter machen würde, würden wir unsere momentanen Emotionen in jedem Augenblick der Welt mitteilen. Aber wenn wir uns selbst unsere emotionalen Zustände eingestehen und diese hinnehmen können ohne uns zu schimpfen – ja das macht meiner Meinung nach das Leben viel leichter.
Ganz oft sind gar nicht die Emotionen das Problem, sondern die interpretierenden Gedanken. Dinge irgendwie zweideutig zu verstehen ist sicherlich amüsant. So wurde die Kita-Leiterin vom 4jährigen Sohn einer Kundin gefragt: „Weißt du, was Papa und Mama nachts im Bett machen?“ Nach Worten suchend, antwortete die Erzieherin zögernd: „Nein.“ Der Junge antwortete entrüstet: „Die essen Chips!“
Na? Hast Du auch an Chips gedacht?
Oder auch folgende Situation passt dazu: Ich erzählte meinem damals 6jährigen Sohn vom Nibellungenlied und der Siegfriedsage. Am Wochenende berichtete er der Oma davon: „Siegfried hatte an seinem Körper eine wunderbare Stelle, die er aber nur der Kriemhild zeigte.“ Denkst Du hier an die verwundbare Schulter? Oder eher nicht?
Vielleicht sollten wir mehr unsere Gedanken hinterfragen anstatt unsere Emotionen zu zügeln. Wir könnten uns bemühen, stets wohlwollend zu interpretieren und unserem Gegenüber mit Liebe begegnen. Wenn wir unsere Kinder in ihrer Gefühlswelt besuchen und beobachten, zu welch immenser Liebe sie fähig sind, dann können wir Erwachsenen eine Menge lernen. Toleranz und wahre, uneigennützige Liebe sind für Kinder noch keine Floskeln, sondern Realität. Es liegt nun an der Elterngeneration, selbst erlernte und anerzogene – zum Teil überholte – Moralvorstellungen zu überprüfen und die Kinder zu toleranten, liebenden und offenen Erdenbewohnern heranwachsen zu lassen.
„Die Liebe ist langmütig und freundlich. Die Liebe eifert nicht. Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, duldet alles. Am Ende bleiben Glaube, Liebe und Hoffnung. Das Größte von ihnen aber ist die Liebe.“
(Bibel, Korinther 13)