Vor kurzem feierte mein jüngerer Sohn seinen 13. Geburtstag. Dieser Tag ist auch in seiner Schule schon immer etwas besonders – hier wird jedes Kind zu seinem Ehrentag ausgiebigst gefeiert und man lässt es tüchtig hoch leben. So durfte natürlich auch ein Ständchen für das Geburtstagskind nicht fehlen. Neben mir stand vor einigen Jahren mal ein Knirps und sang aus vollster Seele mit: „… wie schön, dass du geboren bist, wir hätten Dich so gern vermisst…“
Die Feiern zogen sich durch den ganzen Tag. Schon morgens zu Hause war der Platz des Geburtstagskindes am Frühstückstisch schön gedeckt, es gab Luftschlangen und Wunderkerzen. Und weil in meiner Familie schon morgens das erste Geschenk geöffnet werden darf, war die Aufregung bis zum Nachmittag gerade noch erträglich.
Auch wenn in diesem Jahr vieles anders ist und auch Kindergeburtstage ausfallen, hatte ich schon vor vielen Jahren die Feier des Kindergeburtstages vom Verwandtenbesuch getrennt. Das hatte den Vorteil, dass wir möglichem Konfliktpotenzial von vornherein aus dem Weg gehen. Nichts ist für den Familienfrieden schlimmer, als wenn die Oma das Geburtstagskind ausgiebigst bekuscheln möchte, dieses aber viel lieber mit seinen Freunden herumtollen will.
Omas leiden oft leise
In meinen Beratungen habe ich sehr oft Anruferinnen, die mit der familiären Situation nicht zufrieden sind. Gerade die Omas tun sich schwer, wenn die Kinder älter (und eigenwilliger) und die Enkelkinder größer werden. Ganz besonders, wenn auch die Omis nicht mehr die jüngsten sind.
Zum einen wünschen sie sich zwar mehr Zeit mit den Kleinen, zum anderen fühlen sie sich oft überfordert. Die Nerven sind einfach nicht mehr so belastbar, wie es noch bei den eigenen Kindern war. Und es ist auch nicht mehr so leicht, den kleinen Kinderbeinen hinterherzueilen.
Leider möchten die meisten sich das nicht eingestehen. Eigene Unzulänglichkeiten fühlen sich einfach nicht gut an und anstatt das offen anzusprechen und um Hilfe zu bitten, versucht man, sich durch zu kämpfen – stets auf Kosten des Familienfriedens.
Die Eltern leiden aber auch
Aber auch die Kinder (die ja nun selbst Eltern sind) sind unglücklich. Die Großeltern möchten sich gern beteiligen, und weil es körperlich nicht mehr so gut geht, versuchen sie es über die Kommunikation. Sie bieten Hilfe an – oft ungefragt.
Die Abwärtsspirale beginnt, sobald die Eltern dies als Bevormundung wahrnehmen. Meist möchten die Großeltern sich gar nicht einmischen oder den Eltern die Erziehungsfähigkeit absprechen. Viel mehr geht es darum, dass die Großeltern einen Weg des Teilhabens suchen – und ihre Erfahrungen weitergeben wollen. Wie oft führt dann ein Wort zum anderen und man endet im Familienkrach – womöglich sogar mit Tränen in den Augen.
Die Lösung liegt im Gespräch
Was kann man also tun? Zunächst erst mal sind Vorhaltungen kein Weg, der ins Ziel führt. Der Sohn meiner besten Freundin bemerkte einmal ganz treffend: „Mit Müttern schimpft man nicht, die sind nämlich nützlich!“
Der Weg liegt hier auch wieder – wie schon so oft – im Gespräch. Trau Dich, Deine Bedürfnisse und Wünsche mitzuteilen. Sucht gemeinsam nach einem Weg, diese zu erfüllen. Zwischenmenschliche Beziehungen – auch die familiären – funktionieren übrigens dann ganz besonders gut, wenn sich beide Parteien auf einen Kompromiss einlassen. Und wenn sich alle daran erinnern, dass sie selbst mal Kinder / Eltern waren und Eltern / Großeltern hatten, die ihre ganz eignen Vorstellungen vom Leben auch bei anderen durchsetzen wollten…
„Erst bei den Enkeln ist man dann so weit, dass man die Kinder ungefähr verstehen kann.“
Erich Kästner