Dezember 18

Von großen Erwartungen und schiefen Lichterketten

Oh was hatte ich früher, ebenso wie die meisten Frauen, große Erwartungen an Weihnachten: Das Fest der Feste, die Familie kommt zusammen, alles ist friedvoll und wunderwunderWUNDERschön! Die Häuser sind tiptop aufgeräumt, traumhaft dekoriert und die Kinder sind brav. Und über allem schwebte die besinnliche Atmosphäre der Heiligen Nacht.

Doch wenn wir ehrlich sind, sieht die Realität meist anders aus: Das Weihnachtsfest besteht aus streitenden Kindern und einer völlig erschöpften Mutter, die (nach mehrwöchigem Planungs- und Putzmarathon) in einer verwüsteten Küche versucht, den angebrannten Weihnachtsbraten zu retten, damit die Schwiegermutter nicht noch mehr zu kritisieren findet.

Nach einigen solcher Erfahrungen mit einem Strudel aus Erwartungen, jährlich mehr Aufwand und anschließendem Frust und Erschöpfung haben wir ein „Stop“ gesetzt. Wir sind der Überzeugung, dass es an Weihnachten um mehr geht als um den schönen Schein. Es geht nicht darum, wer jetzt welches religiöse Fest mit welchen Traditionen feiert oder ob Weihnachten nun Sonnenwende heißt. Und es geht auch nicht darum, welches Großelternpaar den Kindern die teureren Geschenke macht und ob wirklich alle Wünsche vom Wunschzettel erfüllt werden. Auch muss man nicht immer Dinge tun, die „man aber schon immer so“ gemacht hat. Dieser Negativstrudel macht auf Dauer nicht nur unglücklich und die Familien kaputt, sondern führt dazu, dass wir uns gänzlich von der ursprünglichen Weihnachtsbotschaft entfernen.

Schon der berühmte Erfinder und Politiker Benjamin Franklin sagte: „Tradition heißt nicht, Asche zu bewachen, sondern die Glut anzufachen.“ Es geht also darum, unseren Kindern die wahre Bedeutung von Weihnachten mit auf den Lebensweg zu geben. Nämlich die, dass in der größten Dunkelheit das Licht der Hoffnung geboren wird. Dabei ist es gänzlich unerheblich, ob wir das Jesusbaby „Licht der Welt“ nennen wollen oder die Rückkehr der Sonne nach vorchristlicher Ansicht feiern. Es geht darum, dass in Zeiten, in denen die Natur tot zu sein scheint, ein grüner Nadelbaum das Versprechen trägt, dass es bald wieder überall grünt und blüht. Und es geht darum, dass wir und unsere Kinder immer darauf vertrauen können. In Zeiten der Krisen und Veränderungen sollten Familien der Anker der Geborgenheit sein. Hier darf man sein, wie man ist. Hier darf man auch anderer Meinung sein, diese auch sagen und dennoch wissen, dass man geliebt wird. In der Familie darf jeder nach seinem persönlichen Glück und seiner individuellen Erfüllung streben – und auf Unterstützung vertrauen.

Wie wäre es also, wenn man mit den Großeltern vereinbart, statt eines großen Spielzeuges lieber einen Ausflug oder einen Wochenendtrip mit der ganzen Familie zu schenken? Gemeinsame Erlebnisse sind so unendlich viel mehr wert, als die Anhäufung von Besitz. Wie wäre es, wenn die
Kinder die Dekoration der Wohnung übernehmen, während Mama einen Kakao kocht? Der Schein einer schief aufgehängten Lichterkette ist nicht weniger gemütlich, wenn alle beisammen sitzen und sich gegenseitig Geschichten erzählen. Wie wäre es, wenn man auf den Weihnachtsbraten verzichtet, der so mühevoll vorbereitet werden muss und stattdessen jeder Gast etwas zum Essen beiträgt? Das erleichtert nicht nur die Arbeit der Gastgeber, sondern bringt eine wunderbare Vielfalt auf den Tisch. Wie wäre es, wenn nicht alle gezwungenermaßen in die Kirche zur Weihnachtsmesse gehen, sondern nur die, die wirklich Lust darauf haben? Die anderen könnten es sich währenddessen bei Kerzenschein gemütlich machen und alte Weihnachtserinnerungen aufleben lassen.

Ich möchte Dich einladen, es in diesem Jahr einfach zu versuchen. Lass Dich auf ein Familienweihnachtsfest ein, dass alle Familienmitglieder einschließt. Schieb für einen Nachmittag (oder Abend) alle Meinungsverschiedenheiten und Konfliktthemen zur Seite. Geht aufeinander zu – egal, welchen Kummer es in der Vergangenheit gab. Denn:

„Das erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das letzte, wonach er die Hand ausstreckt, das kostbarste, was er im Leben besitzt, ist die Familie.“

Adolph Kolping

Stefanie Gralewski

Über die Autorin

Ich bin Stefanie Gralewski und das hier ist mein Blog. Es ist kein Anleitungsblog, nicht gefüllt mit Weisheiten oder weltbewegenden Themen. Ich teile hier meine Gedanken, Ansichten und Ideen mit dem, der es lesen möchte. Mein Alltag ist zuweilen anstrengend, magisch, nachdenklich, lustig – aber immer voller Neugier auf das Leben.

  • Den Druck rausnehmen und mehr auf Qualität als auf Quantität achten – das hast du hier sehr schön zum Ausdruck gebracht, liebe Steffi! Mit Deiner so wertschätzenden Art allen Weltanschauungen gegenüber. So wünsche ich Dir vor allem ein sehr ruhiges Weihnachtsfest und freue mich auf ein Wiedersehen im neuen Jahr! Liebe Grüße, Gabi

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